
Die Andacht für den Monat Dezember
4. Dezember 2022
Liebe Leserinnen und Leser,
vor einigen Jahren ging die Nachricht vom friedlichen Zusammenleben eines Tigers und eines Ziegenbocks um die Welt. Die Bilder von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Raubtier und seinem potentiellen Opfer widersprachen allen Erwartungen.
Was die Welt damals zum Staunen brachte, ist nach den Worten des Monatsspruches für Dezember keine Ausnahmeerscheinung sondern ein Ausblick auf Gottes kommende neue Welt. Der Prophet Jesaja sieht eine Zukunft voraus, in der die ganze Welt vom Geist des Friedens erfasst wird. Er verheißt seinen Hörerinnen und Hörern, dass Jäger friedlich mit ihren Opfern zusammen liegen werden, ja dass sie sogar Schutz bei ihnen suchen und dass ein Kind die Führung übernehmen wird.
Der angekündigte Frieden unter den Tieren ist dabei nur die Krönung eines umfassenden Friedens in dieser Welt, wie er dem Willen Gottes entspricht. Alle Ungerechtigkeit, alle Bosheit, alle Gewalt, alle gottlose Rede, aller Hass und alle Feindschaft wird dann ein Ende finden. Die Menschen werden in Frieden die Erde bevölkern.
Eine Stimme in mir sagt dazu: Das ist unvorstellbar. Die Menschheit ist Lichtjahre von der Vision des Jesaja entfernt. Das lehren die vielen kleinen und großen Konflikte und kriegerischen Auseinandersetzungen unserer Zeit. Das zeigt nicht zuletzt auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der im Jahr 2014 mit der gewaltsamen Annexion der Krim begann und bis auf den heutigen Tag großes Leid über die ukrainische und Teile der russischen Bevölkerung bringt.
Eine andere, vom Glauben getragene Stimme sagt dagegen: Schau dir die Krippenfiguren an. Sieh, wie die Hirten und Weisen sich vor einem Kind verneigen. Dazu gesellen sich Ochs und Esel. Und manche Kinder stellen bestimmt auch gern noch weitere Tiere auf. Warum sollen sich nicht auch Löwen, Panther, Schlangen und Greifvögel an der Krippe einfinden? Warum sollte der Frieden unter den Tieren wie unter den Menschen nicht möglich sein?
Möge diese zweite, zuversichtliche Stimme in uns allen nicht verstummen. Möge der Frieden, der uns durch das Kind in der Krippe geschenkt wird, sich in uns ausbreiten. Und möge das dazu beitragen, dem äußeren Frieden näher zu kommen – in unseren Partnerschaften und Familien, in unseren Orten und zwischen den Völkern.
Eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit wünscht
Pfr. Markus Köber, Mulda