Andacht
Liebe Leserinnen und Leser,
wer schon einmal eine längere Strecke geflogen ist, wird sich vielleicht noch an die beeindruckende Weite erinnern, die sich beim Blick aus dem Flugzeugfenster bietet. Ganze Gebirgsketten lassen sich mit einem Mal überblicken. Seen und Meere sind in kurzer Zeit überflogen. Großes erscheint winzig klein.
Und wer schon einmal einen Wasserfloh mikroskopiert hat, kann sich vielleicht an die umgekehrte Erfahrung erinnern. Was alles an so einem kleinen Wesen zu entdecken ist. Unter dem Mikroskop erscheinen mit bloßem Auge kaum sichtbare Dinge plötzlich ganz groß.
Sei es nun aus der Ferne oder unter dem Vergrößerungsglas, die Erde und das Leben auf ihr steckt voller kleiner und großer Überraschungen und Wunder. Ein Menschenleben reicht nicht aus, um das alles zu ergründen und zu durchdringen. Im Lichte des Glaubens betrachtet können wir darin Gott am Werk sehen. Alles, was uns beim Blick durch das Mikroskop oder in die große weite Welt ins Staunen versetzt, geht auf Gottes Wirken zurück.
Auch wenn ich mir das im Einzelnen nicht zu erklären vermag und ich keine Ahnung habe, wie das alles genau mit Gott zusammenhängen soll, halte ich es doch für eine tröstliche Vorstellung, dass unserem himmlischen Vater kein Tierlein auf Erden zu klein ist (EG 509). Ich darf in dem Glauben leben, dass alle Lebewesen, ja die ganze Erde, dazu geschaffen ist, um den Schöpfer zu loben und ihn für seine großen und wunderbaren Taten zu preisen (Offb 15,3).
Nachdenklich stimmt mich, dass der Irrglaube an ein immerwährendes Wachstum und die fortschreitende Technisierung die Menschheit zunehmend dazu antreibt, in die Grundlagen und den Lauf der Schöpfung einzugreifen. Meist mag das in guter Absicht geschehen. Doch allzu oft sind damit auch Neben- und Wechselwirkungen verbunden, die wir in der Kürze unseres Lebens gar nicht überblicken können.
Angesichts dieser drohenden Fehlentwicklung und der zunehmenden Lasten, die wir unseren Kindern und Enkeln damit aufbürden, halte ich es für wichtig, dass wir uns als Christinnen und Christen nicht nur für die Verkündigung des Evangeliums einsetzen. Auch die Bewahrung der gefährdeten Schöpfung sollte uns als treuen Haushaltern Gottes am Herzen liegen.
Pfarrer Markus Köber, Mulda