Die Berthelsdorfer Kirche und ihr „Schicksalsturm“

Die Berthelsdorfer Kirche wurde 1346 erstmals urkundlich erwähnt. Durch ihre günstige Lage am halben Berg ist ihr Turm weithin sichtbar! Das kleine Rondell am Straßeneingang des Friedhofes ermöglicht für ältere Besucher einen kurzen Weg zur Kirche. Parkmöglichkeiten stehen am benachbarten Bürgerhaus (ehemalige Schule von Berthelsdorf) hinter dem Jugendclub zur Verfügung.

Das Pfarrhaus neben dem Friedhof liegt direkt an der Hauptstraße. Es beinhaltet neben dem Gemeindesaal für die Wintergottesdienste, dem Amtszimmer mit Archiv, einer kleinen Küche sowie WC’s auch drei Mietwohnungen. Besonders schön ist der große Pfarrgarten mit den Obstbäumen, welcher u.a. beim Freiluftgottesdienst zu Himmelfahrt oder verschiedenen Gemeindefesten viel Platz und Freiraum für alle Gäste bietet. Als Pfarrsitz wurde es bis 1976 genutzt.

Der auffällige Kirchturm war schicksalsentscheidend. Die normale Sattelreiterkirche mit einem kleinen Turm in der Mitte des Kirchenschiffdaches erhielt nach Plänen von Gotthilf Ludwig Möckel (prägender Meister der sächsischen Architekturgeschichte des 19. Jhd.) ihr heutiges Aussehen. 1881/82 wurde der Westturm im frühgotischen Baustil mit Portal errichtet. Ein genauerer Blick über das romanische Rundbogenportal lohnt sich – vier halbmondförmige Buntglasfenster schmücken ein Lammrelief mit Siegesfahne und versinnbildlichen so die vier Evangelien. Ebenfalls unter Möckel wurde anschießend das Kirchenschiff passend zum Westturm umgestaltet und kam einem Neubau gleich. Viel Unterstützung und Spenden durch die Gemeinde machten zur damaligen Zeit den Umbau möglich!

Zu DDR-Zeiten stand das Kulturdenkmal kurz vor dem Abriss. Mit der Wende 1989 versuchte der Kirchenvorstand einen neuen Anlauf zur Erhaltung und Rettung der insgesamt desolaten Kirche. Es erfolgten in drei Bauabschnitten von 1992 bis 2007 umfangreiche Instandsetzungs-, Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten an der gesamten Kirche. Die Finanzierung der Baukosten war nur mit Fördermitteln des Denkmalamtes, der Landeskirche, der Kommune, vielen Spenden von Einwohnern und Besuchern, Erlösen aus Benefizkonzerten und dem Verkauf von Stimmungslichtern möglich. Die Wiederweihe wurde am 20.05.2007 gefeiert.

Lassen Sie sich bei einem Besuch der Kirche von der Harmonie des barocken Raumzuschnittes mit Triumphbogen beeindrucken. Die acht Buntglasfenster sowie das Rosettenfenster über dem Sandsteinaltar mit Holzkreuz und Christusfigur strahlen einen besonderen Reiz aus.

Die 1903 erbaute und 1997 restaurierte Jehmlich-Orgel hat 999 Pfeifen. Sie ist eine der wenigen aus der Jahrhundertwende, die heute noch den originalen Klang aufweist und für Konzerte sehr gern genutzt wird.

Dorit Weitzmann